Was versteht man unter einem Trauma?
Erlebt ein Mensch eine Situation in der Gefahr für Leib und Leben besteht, in der er von den Ereignissen überrollt wird und sich hilflos ausgeliefert fühlt, so sprechen wir von einer traumatischen Situation. Dabei kann es sich um ein einmaliges Ereignis handeln (z.B. Autounfall, Naturkatastrophe) oder um fortgesetzte, oft jahrelange Erlebnisse, wie körperliche oder sexuelle Misshandlungen.
Was sind die Folgen?
Auf ein Trauma reagieren Betroffene zunächst mit einer Schockreaktion, sind innerlich und äußerlich unruhig, konfus, traurig, wütend oder auch apathisch. Bewältigungsstrategien, die der Mensch normalerweise in belastenden Lebenssituationen einsetzt, greifen hier nicht oder nur unzureichend. Dadurch geraten die Betroffenen aus ihrem Gleichgewicht, können ggf. ihren Alltag nicht mehr so leben wie zuvor. Der Einfluss des Erlebten ist zu präsent, so dass es zu verschiedenen Symptomen kommen kann, wie etwa Schlafstörungen, Ängste, Konzentrationsprobleme, Wut, Unruhezustände, Zerstreutheit u.a. Gedächtnislücken können ebenso auftreten wie hartnäckige, quälende immer wieder kehrende Gedanken an das Erlebte. Manchmal drängen sich auch Bilder des Erlebten immer und immer wieder auf, die sogenannten Flashbacks. Auch das Gefühl, neben sich zu stehen, wird häufig beschrieben. Diese Reaktionen können stunden- oder tageweise anhalten.
Diese akute Belastungsreaktion ist eine normale Reaktion auf das unnormale (traumatische) Ereignis. Diese normalen Reaktionen vergehen, wenn sich der Betroffene von dem Erlebnis erholt hat, was durchaus einige Wochen dauern kann. Nicht immer gelingt dies ohne Hilfe. Erholt sich der Betroffene nicht, halten die Beeinträchtigungen länger an und es kommt zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Körperliche, geistige und psychische Symptome vermehren sich, z.B. Kopfschmerzen, Verdauungsbeschwerden, Antriebslosigkeit u.v.m.. Auch kann es zu Veränderungen kommen, die man zunächst nicht mit dem traumatischen Erlebnis in Zusammenhang bringt, weil sie schleichend entstehen. Hierzu gehörten u.a. Gereiztheit gegenüber seinem Umfeld, plötzliche Stimmungsschwankungen und Gefühlsausbrüche, tiefes Misstrauen gegenüber anderen Menschen. Ein psychisches Trauma ist eine seelische Verletzung. Wie jede Verletzung benötigt auch diese Wunde Zeit und Raum um zu heilen. Betroffene benötigen dafür viel Halt und Stabilität, Aufklärung und Beratung, ggf. auch eine spezielle Therapie.
Was kann eine Beratung leisten?
Eine Beratung hilft die innerseelischen und körperlichen Abläufe während und nach einem Trauma zu verstehen. Sie kann helfen wieder Stabilität und Alltagsfähigkeit zu erlangen und, falls erforderlich, den Grundstein für eine Therapie legen. In der Beratung geht es u.a. darum, das Geschehen und die Auswirkungen zu sortieren und zu verstehen. Ein sogenannter roter Faden zum Hier und Jetzt wird hergestellt, das Geschehene in den Fluss der Geschichte eingebunden und Zukunftsperspektiven entwickelt. Die Lage des Betroffenen soll sich verbessern. Hierzu ist es zunächst wichtig, dass der Betroffene und der/die Berater/in sich kennen lernen und aufeinander einlassen können. Ziele für den Beratungsprozess werden ebenso definiert, wie Arbeitsschritte und das Beratungssetting (Stundenumfang, Häufigkeit etc.). Aber nicht nur für direkt Betroffene kann eine Beratung hilfreich sein, sondern auch für ihre Angehörigen oder Zeugen einer traumatischen Situation, z.B. Unfallzeugen.
Weitere Informationen finden sie beispielsweise hier: www.traumazentrum-kassel.de (Zentrum für Psychotraumatologie Kassel)